Kognitive Verhaltenstherapie


Die Basis der Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) kann als dasjenige psychotherapeutische Verfahren bezeichnet werden, das am stärksten wissenschaftlich untersucht wurde und sich in Studien wiederholt als überaus wirksam für eine ganze Bandbreite psychischer Störungen und Probleme erwiesen hat. Die Verhaltenstherapie wurde auf der Basis der empirischen Psychologie entwickelt und integrierte in den letzten sechzig Jahren sowohl die Befunde der Grundlagenforschung als auch die Ergebnisse der klinischen und psychotherapeutischen Forschung, um psychotherapeutische Techniken und Behandlungsprogramme kontinuierlich zu verbessern.

 

Wie Verhaltenstherapie psychische Schwierigkeiten und Störungen betrachtet

Bei der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen sind zwei menschliche Bereiche für die Verhaltenstherapie zentral: einerseits die Erfahrungen mit unserer Umwelt, die wir täglich machen, wobei wir häufig unser Verhalten an den kurzfristigen Konsequenzen ausrichten und weniger an den langfristigen und andererseits der unaufhörliche Gedankenstrom, der zum großen Teil unbemerkt uns selbst, unsere Umwelt und unser Verhalten kommentiert und beeinflusst.

 

Betrachten wir das an einem Beispiel. Herr A. ist von seiner Partnerin verlassen worden und anschließend in ein Stimmungstief gefallen. Ein Freund von ihm lädt ihn nach einigen Wochen nun dazu ein, mit ihm gemeinsam auf eine Feier zu kommen, um auf andere Gedanken zu gelangen. Herr A. fühlt sich am betreffenden Tag aber verunsichert, weil er sich ausmalt, welchen Bekannten er dort begegnen würde und dass diese ihn möglicherweise auf die Trennung ansprechen könnten. Da er nicht weiß, wie er mit dieser Situation umgehen soll, entscheidet er sich dazu, abzusagen, was zunächst zu einem Gefühl der Erleichterung beiträgt. Im Verlauf des Abends stellt sich aber ein noch stärkeres Gefühl der Niedergeschlagenheit ein und er beginnt, sich selbst als „Versager“ zu bewerten, der es noch nicht einmal schafft, zu einer Feier zu gehen.

 

Was unser Beispielklient hier lernt, ist, dass die kurzfristige Vermeidung einer möglicherweise negativen Situation angenehm ist (deshalb das Gefühl der Erleichterung). Gleichzeitig macht Herr A. aber auch die Erfahrung, dass er seinen eigenen Ansprüchen (in der Lage zu sein, jederzeit mit einem Freund auf eine Feier zu gehen) nicht gerecht wird, wofür er sich selbst verurteilt, was wiederum zu dem Gefühl der Niedergeschlagenheit beiträgt.

 

Die kognitive Verhaltenstherapie analysiert insbesondere unter diesen beiden Perspektiven das psychische Problem und leitet daraus Interventionen ab, damit Sie als Klient neue und andere Erfahrungen machen können und in der Lage sind, ihre eigene Person und die Situation mit anderen Augen zu sehen, so dass Sie Ihrem Ziel näher kommen.

 

Was dies für die Praxis bedeutet

Die besondere Stärke der Verhaltenstherapie liegt bei seelischen Schwierigkeiten und Störungen, in denen die Bewältigung und die Veränderung im Vordergrund stehen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Problematik klar umrissen ist und Sie eine eindeutige Vorstellung davon haben, was Ihre Ziele sind und wohin Sie sich entwickeln möchten.

Leiden Sie eher unter diffusen Schwierigkeiten oder an inneren Konflikten, so ist es häufig sinnvoll, zunächst mit Elementen der ® Klärungsorientierten Psychotherapie (LINK) zu arbeiten. Ist die Zielvorstellung allerdings klar (z.B. „selbstbewusster sein“, „weniger Angst haben“, „Zwänge überwinden“ etc.), so beginnen wir in der Psychotherapie damit, gemeinsam zu analysieren, durch welche Aspekte ihre Schwierigkeiten aufrechterhalten bleiben und welche Veränderungen notwendig wären, damit Sie Ihr Ziel erreichen. Ich werde Ihnen dann einen Behandlungsplan vorschlagen und Ihnen die möglichen Behandlungsschritte genau erläutern.

 

Weitere Informationen zur Verhaltenstherapie für Klient_innen:

Bücher

  • Schuster, Klaus (2009): Abenteuer Verhaltenstherapie. Neue Erlebnisse mit sich und der Welt. cip-Medien.
  • Stavemann, H. (2018). Im Gefühlsdschungel. Emotionale Krisen verstehen und bewältigen. Beltz-Verlag.
  • Stavemann, H. (2011). …und ständig tickt die Selbstwertbombe. Selbstwertprobleme erkennen und lösen. Beltz-Verlag.

Links:

Weiterführende Fachliteratur:

  • Hammelstein, Ph. (2015). Kritische Funktionalität - Darstellung des Konzeptes und der therapeutischen Implikationen in der kognitiven Verhaltenstherapie. Verhaltenstherapie, 25, 304-311.
  • Margraf, J. & Schneider, S. (Hg.). Lehrbuch der Verhaltenstherapie (3 Bände). Berlin: Springer. 2018.